Drei kleine Kinder hält es nicht lange auf ihren Sitzplätzen in der zweiten Reihe im Sauerlandtheater. Zu aufregend ist für sie, dass sie gleich als Vögel und später als Papageno- und Papagena – Kinder auf der großen Bühne auftreten werden. Auf den Kapuzen ihrer Kostüme sind große Augen und bunte Schnäbel angebracht, die farbenfrohen Oberteile haben Flügelärmel.
Liebevoll sind die Kostüme von Almut Lürbke genäht. „Wir haben alles selbstgemacht, Bühnenbild und Kostüme“, Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar ist stolz auf die produktive Zusammenarbeit seines Teams. Ingrid Flötotto, Vorstandsmitglied der Stiftung Kirchenmusik im Sauerland teilt seine Begeisterung. Sie freut sich besonders, dass sie vor der einzigen Abendvorstellung den Sonderpreis vorstellen darf, den die Heinrich-Knoche-Schule aus Herdringen für ihren Beitrag im Ideenwettbewerb bekommt: In einer dreiwöchigen Projektarbeit haben Grundschulkinder ein Papageno – Kostüm entworfen und aus gefilzter Wolle selbst hergestellt. Krönung des Projektes war, dass alle beteiligten Kinder das Kostüm anziehen durften. Am Abend der Aufführung gibt es Eisgutscheine für alle Kinder. Die Ouvertüre erklingt. Im Orchestergraben sitzen Anna-Sophie Sczepanek und Benedict ter Braak am Flügel. Gerd Weimar dirigiert. Die oberen Türen öffnen sich und singend ziehen die VokalTotal-Kinder in den Saal ein. Sei stellen sich rechts und links der Bühne auf und nehmen auf Stühlen im Orchestergraben Platz. Es folgt Mozarts Zauberflöte, bekanntlich eine mehr als drei Stunden dauernde Opernaufführung, nun in einer neunzig Minuten dauernden Fassung für Kinder und Jugendliche.
Die Hauptrollen sind mit Sprech-und Singstimmen besetzt. Papageno, der lebhafte Vogelfänger, und Tamino, der ernsthafte Prinz, singen ihre bekannten Arien. Schwierige Soloparts werden von der „Königin der Nacht“ und vom Priester „Sarastro“ gesprochen.
Die Aufführung konzentriert sich auf die spielerischen und eher volksliedhaft klingenden Stück der Oper. Den Kindern und Jugendlichen zwischen drei und achtzehn Jahren ist ihre Spiel-und Singfreude anzusehen. Auch wer Pause hat, folgt hingerissen dem Gesang und dem Spiel der anderen. Problemlos gelingt der Wechsel von der solistischen Hauptrolle zur Chorsängerin. „Alle Kinder können die Melodien und Texte aller Stücke“, so ein Mutter, die die Probenarbeit unterstützt hat. Zwischen den Szenen laufen Mütter hinter die Bühne: Umschminken ist angesagt. Die Aufführung lebt von der Bereitschaft vieler mitzumachen: Almut Lürbke, Regisseurin, Bühnenbild-und Kostümproduzentin, koordiniert hinter der Bühne die Auf-und Abtritte. Ihr Mann Willi war bei vielen Proben unersetzlicher Helfer.
Und die Kinder selbst: sie wissen genau, wann sie dran sind, sie jonglieren mit dem Mikrofon, sie beherrschen ihre Einsätze und singen alle Texte auswendig. Wenn diese 70 Kinder als Erwachsene die „Zauberflöte“ in der Oper erleben, werden sie jeden Ton mitsingen können. Gerd Weimar und sein Team haben mit diesem Projekt, das von der Bürgerstiftung Arnsberg mit 4000 Euro gefördert wurde, ein Ziel der Stiftung Kirchenmusik erreicht: Frühzeitig erleben Kinder klassische Musik, nicht als Zuhörende, sondern als Gestaltende.
Die Musik wird Teil ihres Lebens.
Neben den Chormitgliedern wurden durch einen Ideenwettbewerb weitere Grundschulkinder aus Arnsberg und Sundern einbezogen. Die kunstvollen Beiträge der Grundschulen aus Langenholthausen, Niedereimer, der Birkenpfad- und der Mühlenbergschule waren im Foyer des Theaters ausgestellt. Beide Schulaufführungen waren mit 1200 an Kindern verkauften Karten ausverkauft. Insgesamt haben 1600 Menschen die Zauberflöte miterlebt.
Text von Kathrin Koppe-Bäumer
Bilder von Gernot Disselhoff