Harmonie auf allen Ebenen

(Klang-)Voll wurde es am Samstag im Wiesegemeindehaus. Rund 70 Sänger der Wiese-Kantorei und des Südwestfälischen Kammerchores probten gemeinsam mit Gerd Weimar die Marienvesper von Claudio Monteverdi, die am Sonntag, 8. September, zum 700-jährigen Jubiläum in der Wiesenkirche aufgeführt werden soll. Das Werk ist eine große Aufgabe für alle Mitwirkenden.

Bevor die Sänger mit den Proben loslegen konnten, galt es, eine technische Frage zu klären: Wer sitzt wann wo neben wem? Denn die Besetzung des komplexen Werks reicht von sechs- bishin zu doppelchöriger Zehnstimmigkeit. Manche Sänger springen von einer Stimme in eine andere, sind beispielsweise mal zweiter Sopran, mal erster Alt.

Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar aus Arnsberg hat reichlich Erfahrung in der Aufführung von großen Oratorien. So brachte er beispielsweise schon Benjamin  Brittens „War Requiem“ mit mehr als 200 Mitwirkenden auf die Bühne.
Zu Monteverdis Marienvesper sagt er: „Die Marienvesper zu dirigieren ist eine Herausforderung. Aber es ist auch einfach immer wieder toll.“

Monteverdis großes Werk erfordere zum Beispiel eine völlig andere Gesangstechnik als etwa ein Brahms Stück. Außerdem müssten die besonderen akustischen Bedingungen in der Wiesenkirche berücksichtigt werden.
Er gibt ein Beispiel: Die Sänger müssten jeden einzelnen Ton „abziehen“, das bedeutet: Auf jeden Ton wird ein Impuls gegeben, der dann im Raum weiterschwingt. Außerdem muss langsam gesungen werden.

Am Ende ihrer Probe probierten Sänger und Dirigent in der Kirche an Ort und Stelle aus, wie ihr Gesang klingt. Aber alle waren sich auch klar: Wenn das Gotteshaus voll besetzt ist – und das wünschen sie sich – ändern sich die akustischen Bedingungen.

Musiker machen Zusammenarbeit vor

Die Soester Wiesengemeinde hatte den Musikdirektor aus Arnsberg und den von ihm gegründeten Südwestfälischen Kammerchor um Mithilfe gebeten, als feststand, dass die „Marienvesper“ zum 700-jährigen Jubiläum der Wiesenkirche aufgeführt werden soll. Wiesekantor Klaus Haffke hatte das Werk ausgesucht, das perfekt zu der Maria geweihten Kirche und zum Fest Maria Geburt am 8. September passt.

Haffke selbst übernimmt jedoch nicht die Gesamtleitung, weil er selber den Altus-Part singt. Er bereitet jedoch die gut 45-köpfige Wiesekantorei auf das Zusammensingen mit dem Südwestfälischen Kammerchor vor.
Das klappte am Samstag gut. Auch übers Singen hinaus verständen sich die beiden Chöre gut, berichtet Weimar und wurde nicht müde, die perfekte Harmonie zu loben, die nicht nur zwischen den Chören, sondern auch zwischen den beiden Dirigenten herrsche.

Langfristig wollen der Kirchenkreis Soest und der Kirchenkreis Arnsberg kooperieren und stärker zusammenwachsen. „Wir machen schon mal vor, wie das gehen kann“, sagt Weimar.

 

Soester Anzeiger, 15.07.2013