Bei der Formulierung muss Gerd Weimar selbst ein wenig schmunzeln: „Wie ich zu der Idee gekommen bin? Die ist plötzlich vom Himmel gefallen?“ Schon früh war dem Kirchenmusikdirektor aus Arnsberg klar, dass es anlässlich des Reformationsjubiläums etwas Große braucht. Etwas Außergewöhnliches. Etwas, das es so noch nicht gegeben hat. Etwas, das auch die beiden Kirchenkreise Soest und Arnsberg, die sich auf dem Weg zur Fusion befinden, eint und näher zusammenbringt.
Das war die Basis für das „Luther-Projekt“, das am Sonntag, 30. Oktober, um 16 Uhr in der Wiesenkirche in Soest erstmals zur Aufführung kommt. Eine weitere Aufführung ist für den 18. Februar kommenden Jahres in Meschede geplant.
Doch wie so oft im Leben war der Weg von der ersten Idee bis zur finalen Realisierung ein arbeitsreicher und bisweilen steiniger. Ein Drehbuch musste geschrieben, Lieder, Schauspieler, Musiker und Sänger gefunden und alles zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt werden.
„Ich wollte einen Luther für die ganze Familie“, erklärt Weimar seinen Ansatz. „Mit einer Mischung aus Schauspiel und Musikdarbietung soll Martin Luther für alle Menschen unserer Region zugänglich gemacht werden – für Junge, Alte, Familien, Evangelische wie Katholische. Wichtig war mir von Anfang an, dass es ein Projekt mit und für die Menschen der beiden Kirchenkreise – und ruhig auch darüber hinaus – wird.“
Ein halbes Jahr hat der Musiker gemeinsam mit Christina Bergmann, Bodo Meier, Barbara Siegel-Müller, Rainer Müller sowie Kai Hegemann am Drehbuch gebastelt. Ungezählte Ideen und Szenen wurden entwickelt und wieder verworfen. Weimar: „Ohne dieses Team wäre das Projekt nicht zu realisieren gewesen.“ Am Ende der zum Teil zwar manchmal mühseligen, im Endeffekt aber überaus fruchtbaren Zusammenarbeit stand eine Geschichte, die das Leben des großen Reformators auf höchst unterhaltsame, ja fesselnde Art erzählt.
„Die Zuhörer und Zuschauer“, so der Musikdirektor, „sollen Luther leibhaftig wie auf dem Marktplatz erleben. Wir wollen ihn aus seinem Leben erzählen lassen und seine Lieder singen.“ Dabei stand natürlich die Suche nach der passenden Musik und den richtigen Liedern im Mittelpunkt. Weimar: „Ganz bewusst habe ich mich dazu entschieden, Musik aus der Zeit Martin Luthers zum Klingen zu bringen. Zusammen mit dem Sprachstil und den Kostümen wollen wir eine annähernd authentische Atmosphäre entstehen lassen und so die Besucher mitnehmen in eine längst vergangene Zeit.“
Dass das gelingen wird, steht für den Arnsberger außer Frage: „Dass eine über 500 Jahre alte Musik so rhythmisch, so mitreißend, aber auch so ergreifend sein kann, werden wir mit den beiden Aufführungen beweisen.“
Rund 140 Mitwirkende, Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche, braucht es für die Realisierung des ambitionierten Luther-Projektes. Die Schauspieler kommen aus Brilon, Olsberg, Meschede, Arnsberg und Soest. Das Einzugsgebiet der Sängerinnen und Sänger des Projektchores war sogar noch größer: Winterberg, Brilon, Schmallenberg, Olsberg, Meschede, Warstein, Rüthen, Soest, Wadersloh, Salzkotten, Hamm, Werl, Dortmund, Wickede, Neheim, Hüsten, Arnsberg, Meschede, Sundern.
Mit dabei ist auch der Briloner Pfarrer Rainer Müller, der zum Team der Drehbuchautoren gehört und auch eine kleine Rolle im Stück hat. „Ich finde es spannend, den Prozess der Entstehung zu erleben, wie es sich verändert und was am Ende dabei herauskommt.“
Am Sonntag wird Müller geschlossen mit seinen Konfirmanden nach Soest fahren. Er ist überzeugt, dass die Botschaft des Luther-Projektes auch bei den Konfis ankommt: „Zum einen erleben sie als Evangelische aus der Diaspora mit der Wiesenkirche mal eine evangelische Kirche der besonderen Art. Zum anderen ist es aber auch eine kleine Zeitreise für sie. Und vielleicht gelingt es, eine kleine Ahnung von den Grundgedanken des evangelischen Glaubens zu bekommen.“
Das ist auch ein Ansatz den Musikdirektor Gerd Weimar gerne erfüllt wissen möchte. Auch deshalb verspricht er: „Mit diesem Projekt kann man Luther mit allen Sinnen genießen: Sehen, Hören und Schmecken.“ Schmecken? Ja, auch schmecken, denn nach der Aufführung gibt es für alle Besucher noch eine Miniaturausführung vom Westfälischen Abendmahl – einen Muffin mit den Zutaten Schinken, Bier und Pumpernickel.
Für Kai Hegemann, Pfarrer der Soester Wiese-Gemeinde, der am Drehbuch mitgearbeitet hat und bei der Aufführung als Moderator auftritt, ist schon vor der Premiere ein ganz großes Ziel erreicht: „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Das Luther-Projekt ist zu einer Klammer für die beiden Kirchenkreise geworden.“ Und Gerd Weimar ergänzt: „Die durch diese Zusammenarbeit entstandene Freundschaft werden wir sicherlich weiter pflegen.“
Karten gibt es noch an der Abendkasse zum Preis von 10 Euro für Erwachsene sowie 5 Euro für Schüler bis 18 Jahre.
von Hans-Albert Limbrock