Bewegendes Konzert in der Lukaskirche in Sundern
In seinem zweiten Konzert zu Ehren des „Vaters der deutschen Musik“ Heinrich Schütz, dessen 350. Todestag Anlass zu vielen Aufführungen seiner Musik ist, hatte KMD Gerd Weimar ein Programm zusammengestellt, das ganz auf den Ewigkeitssonntag zugeschnitten war. Der erste Teil stellte „Kleine geistliche Konzerte“ von Schütz, seinem Schüler Christoph Gerhard und dem Eilenburger Zeitgenossen Johann Hildebrand mit Motetten der „Geistlichen Chormusik“ in einen sinnvollen Zusammenhang: der Klage über die Plagen des Krieges und den Tod wurden die Freude und der Trost in der Hoffnung auf das ewige Leben gegenübergestellt. Der zweite Teil des Konzertes war den „Musikalischen Exequien“ gewidmet, einem Werk, das den Vergleich mit den großen Requiem-Kompositionen nicht zu scheuen braucht.
Die geistlichen Konzerte gaben den Gesangssolisten in wechselnden Besetzungen die Möglichkeit, Klage, Trauer und freudige Hoffnung zum Ausdruck zu bringen. Veronika Winter und Simone Schwark (Sopran), Beat Duddeck (Altus), der für die erkrankte Anne Bierwirth eingesprungen war, Georg Poplutz (Tenor), Markus Flaig und Joshua Ruddock (Bass) gelangen authentische Interpretationen der sehr auf den Text bezogenen Musik. Bei Georg Poplutz waren sein Differenzierungsvermögen und die Fülle der gestalterischen Möglichkeiten besonders bemerkenswert.
Die Mitglieder des „Johann-Rosenmüller-Ensembles“ (Chitarone, Violone, Orgelpositiv) begleiteten dezent und stilgerecht und gaben den Sängern eine gute Stütze. Die jeweiligen Sinnabschnitte wurden durch Motetten der „Geistlichen Chormusik“ ergänzt. Die „Protachoristen“, das neue Arnsberger Chorensemble, sang a cappella, intonierte sauber und gestaltete die unterschiedlichen „Affekte“ der Musik sehr überzeugend. Die Gesangspartien wurden unterbrochen durch drei Instrumentalwerke: einer Toccata für Chitarone von Kapsberger, einer Orgel-Intavolierung von Schütz‘ Lehrer Giovanni Gabriele und einer Sonata vom Dresdner Violinisten Carlo Farina.
Höhepunkt des Konzertes war zweifellos die Interpretation der „Musikalischen Exequien“. Zu den bisher Beteiligten traten nun die Bläser (Zink und drei Posaunen) hinzu. Die Begräbnismusik für Heinrich Posthumus Reuß, die Schütz auf die Texte komponiert hat, die der Fürst auf seinen Sarg hatte schreiben lassen, besteht aus drei Teilen, einer „Messe“ mit Kyrie und Gloria, einer doppelhörigen Motette, bei der Solisten und Protachoristen sich in beiden Chören sehr homogen ergänzten, und dem Canticum Simeonis.
Der lebendige Wechsel von Solo- und Chorgesang, gregorianischen Passagen und Kirchenliedltrophen, durch Instrumente verstärkte und a-cappella-Passagen verfehlte seine Wirkung nicht: der Zuhörer hatte den Eindruck einer szenischen Darstellung himmlischer Musik. Das wurde besonders beim Einsetzen des räumlich getrennten zweiten Chors im Canticum deutlich. Zwei Soprane (die beiden Seraphim) und der Bariton (die erlöste Seele des Verstorbenen) überhöhen mit der Aussage „Selig sind die Toten, die in dem Herren sterben“ den Lobgesang des Simeon.
Die moderne Lukas-Kirche war ein warmer (!) und akustisch günstiger Rahmen für diese Musik, die in dieser in allen Belangen überzeugenden Aufführung die Herzen der Zuhörer gewann.
Text: Wilfried Pankauke