Gerd Weimar und Almut Lürbke ist ein Wagnis gelungen: Sie haben mit 70 Kindern von VokalTotal, den Kinder- und Jugendchören der Stiftung Kirchenmusik im Sauerland, eine Woche vor Gründonnerstag das Kindermusical „Es ist vollbracht“ von Thomas Riegler aufgeführt. Zwei Kirchen boten den angemessenen Raum für die Aufführungen der biblischen Geschichten: am Vormittag die Liebfrauenkirche in Arnsberg und am Abend das Gemeinsame Kirchenzentrum in Meschede.
Der Tisch für das letzte Abendmahl wurde auf dem Altar gedeckt. Der Platz an der Osterkerze verwandelte sich in den Garten Gethsemane, wo Jesus mit seinen Jüngern seine Verhaftung erwartet. 350 Kinder, Schüler und Schülerinnen der dritten und vierten Klassen aus vier Arnsberger Grundschulen verfolgen am Vormittag fasziniert, was gleichaltrige Kinder singen und spielen. Mucksmäuschenstill ist es, als Jesus ans Kreuz gefesselt wird.
Dass die alte Geschichte Bezüge zu heute hat, hat Riegler herausgearbeitet: Mit verbundenen Augen wird Jesus von Soldaten verhöhnt und geschlagen. Ähnliches passiert, wenn ein Kind heute gemobbt wird. Jesus erklärt, was Liebe ist, nämlich nach einem Streit dem anderen zu verzeihen. Das versteht jedes Kind.
Die Melodien gehen schnell ins Ohr, sie sind rhythmisch und lautmalerisch. Einfühlsam unterstützt wurden die Kinder von Instrumentalisten: Patricia Wegener (Klarinette), Chiara Hilbourne-Clarke und Katharina Loot (Violinen), Gregor Keller (Viola), Katharina Scheuerlein (Cello), Manuel Pohl (Kontrabass) sowie Markus Hengesbach (Schlagzeug) und dem Dirigenten am E-Piano.
Geschickt hat Weimar die Aufgaben verteilt: die großen Mädchen singen und sprechen die Hauptrollen. Die mittleren sind Jünger, Schriftgelehrte und Soldaten. Kleine und Große, vom Dreijährigen bis zur 18-Jährigen treten zusammen als Volk von Jerusalem auf. Ein Höhepunkt der eindrücklichen Choreographie und des engagierten Chorgesangs ist der Streit des Volkes vor Pilatus: die einen fordern Jesus aus seinen Händen, die Gegner aber schreien lauter und ein Verbrecher kommt frei.
Das Zusammenspiel klappt: Kleine orientieren sich an den Großen. Wer eine Rolle hat, bringt auch die Utensilien dafür auf die Bühne, Auf-und Abgänge laufen ganz selbstverständlich ab. In nur drei Monaten haben Chorleiter und Regisseurin ein beachtliches Stück auf die Kirchenbühnen gebracht. Fast alle Töne sitzen, die Mimik und die
Bewegungen der Kinder sind aussagekräftig. Spaß haben die Kinder offensichtlich auch. Fröhlich tanzen und klatschen sie beim Schlusslied, das Osterfreude verbreitet. Die Kinder in Arnsberg und die 250 Erwachsenen und Kinder am Abend in Meschede haben sie begeistert: „Meine Hände tun mir weh vom Klatschen“, sagt ein Junge nach der Zugabe. Was er denn so gut gefunden hätte? „Alles“, sagt er und das Mädchen neben ihm stimmt zu.
Text: Kathrin Koppe-Bäumer, Bilder: Gernot Disselhoff