In der voll besetzten Abtei Königsmünster in Meschede warteten die Zuhörer voller Spannung auf ein besonderes musikalisches Ereignis: Nach 50 Jahren wurde wieder die h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach aufgeführt, ein großartiges Werk des Leipziger Thomaskantors, das die Schaffenskraft seines gesamten musikalischen Lebens zusammenfasst und heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört.
Hinter dem Altar der mächtigen Abteikirche hatten sich die Sängerinnen und Sänger des Südwestfälischen Kammerchores aufgestellt, ein Zusammenschluss von begeisterten Choristen aus dem Sauerland und Umgebung. Als Orchester spielte in bewährter Weise und mit höchstem technischen und musikalischen Anspruch die Camerata Instrumentale Siegen, ein Ensemble bestehend sowohl aus Profimusikern als auch versierten Laien.
Als Vokalsolisten konnten wieder bewährte Künstler gewonnen werden, die im hiesigen Raum schon mehrfach das Publikum mit ihren wunderbaren Stimmen begeistert haben: die Sopranistin Manja Stephan, die Altistin Anne-Kristin Zschunke, Joachim Streckfuss, Tenor und Jens Hamann, Bass. Am Dirigentenpult stand der Arnsberger Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar, der mit Begeisterung und Engagement die zahlreichen Musiker zu Höchstleistungen anspornte.
Die h-moll-Messe von Bach stellt höchste Anforderungen an Musiker und Zuhörer gleichermaßen, verlangt sie doch äußerste Konzentration. Die Aufführung der verschiedenen Teile des Ordinariums, dem Text der lateinischen Messe, dauerte fast 2,5 Stunden.
Im dreiteiligen Kyrie zeigte der Chor in der kunstvollen 5-stimmigen Fuge ein Höchstmaß an Präzision und Tonreinheit, klare Stimmen in allen Tonlagen vom Bass bis zu den hohen Lagen des Sopran. Im Gloria erstrahlten unter Einsatz von Pauken und drei Trompeten majestätische Klänge in D-Dur, im Kontrast zum Moll des Kyrie. In den folgenden Arien und Duetten konnten die Zuhörer sich an den klangschönen Stimmen der Vokalsolisten erfreuen. Die Altistin Anne-Kristin Zschunke bezauberte mit ihrer weichen und klangvollen Stimme. Auch die Solisten im Orchester, Flöte, Oboe und Geige, bereicherten mit vollendetem Spiel das musikalische Ereignis. Das Solo-Horn in der Bass-Aria (Quoniam tu solus) am Ende des Gloria glänzte mit virtuoser Spielweise und wunderbarem klangvollen Ton.
Nach kurzer Pause folgte das Credo der Bach-Messe. Der Chor hatte noch einmal Kraft geschöpft und sang mit gesteigerter Energie und Begeisterung, die auch die Zuhörer ansteckte. Im „Agnes Dei“ gelang es der Altistin, mit bewegender Stimme beim Publikum eine Gänsehaut zu erzeugen. Nach dem Schlusschor mit dem Friedensappell „Dona nobs Pacemaker“ brach ein wahrer Begeisterungssturm bei den Zuhörern los als Dank für das großartige Erlebnis.
Text: Josef Weiser