Als absoluter Höhepunkt in unserer abendländischen Kultur gilt die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach, die die Zuhörer in der voll besetzten Abtei Königsmünster in einer ergreifenden Aufführung erleben konnten. Dieses großartige Werk hinterließ in hervorragender Interpretation und musikalischer Darbietung tiefe Spuren bei den Zuhörern. Für die Mitwirkenden war dies eine besondere Herausforderung, eine physische wie auch psychische Glanzleistung, dauerte die Aufführung doch fast dreieinhalb Stunden.
Unter der Leitung des Arnsberger Kirchenmusikdirektors Gerd Weimar sangen der Projektchor des Ev. Kirchenkreises und der Oratorienchor Arnsberg, der Südwestfälische Kammerchor sowie der Ev. Kinder- und Jugendchor VokalTotal Arnsberg. Die grandiose Kulisse aller Chöre war ebenso beeindruckend wie die musikalische Leistung der über hundert Sängerinnen und Sänger, die die teils doppelchörige Vorgabe Bachs meisterlich beherrschten.
Als Orchester wirkte mit die bewährte „Camerata Instrumentale Siegen“ mit souveränem und makellosem Spiel, sowohl als Gesamtensemble als auch bei vielen Solopartien einzelner Instrumente.
Die Passionsgeschichte des Evangelisten Matthäus beginnt bei Bach mit einem Eingangschor, der wie ein riesiger Dom auf die Zuhörer wirkt. „Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“, beginnt der Chor nach einem Orchestervorspiel. Dieser Eingangschor ist einer der großartigsten und eindrucksvollsten Kompositionen Bachs. Klare Einsätze und saubere Stimmführung mit gewaltiger musikalischer Kraft zeichneten den Chorgesang in allen Teilen der Passion aus.
Der umfangreiche Bibeltext des Evangelisten wurde vom Tenor Joachim Streckfuß mit einer wunderbar hellen und klaren Stimme gesungen, eine Idealbesetzung. Die Rolle des Christus verkörperte Johannes Wedeking. Sein klangvoller Bass mit großem Volumen strahlte Wärme aus und war der Ruhepol in der dramatischen biblischen Erzählung.
Als weitere Vokalsolisten sangen Karin Dahlberg, Sopran, Ivonne Fuchs, Alt, Christian Dietz, Tenor und Jens Hamann, Bariton. Alle Solisten beeindruckten in verschieden Arien mit ihren wunderbaren Stimmen und einfühlsamer Interpretation, solistisch und auch gemeinsam mit dem Chor.
Besonders hervorzuheben sind die herausragenden Leistungen der Instrumentalsolisten des Orchesters, die in vielen Arien und Chorpartien gemeinsam mit den jeweiligen Gesangssolisten mitwirkten.
Dem Dirigenten Gerd Weimar war es gelungen, alle Mitwirkenden, Chor und Orchester zu einer harmonischen musikalischen Einheit des Gesamtkunstwerkes „Matthäuspassion“ zusammenzufügen und das anspruchsvolle Werk auf hohem Niveau aufzuführen.
Die Tempi waren einladend frisch und zügig und immer mit hoher innerer Spannung. Der Schlusschor vereinte noch einmal alle Musiker, Chor und Orchester, zur gemeinsamen Trauer über die biblische Leidensgeschichte bis zur Grablegung Christi: „Wir setzten uns mit Tränen nieder“. Die Zuhörer brauchten einige Zeit, um das großartige Werk zu verinnerlichen, um sich dann mit herzlichem Applaus für dieses starke musikalische Erlebnis zu bedanken.
Text: Josef Weiser
Westfalenpost vom 16.03.2016