Probe für das Weihnachtsoratorium

oratorienchor_1Sie jauchzen und frohlocken. Und singen es mal laut, mal leise, mal hoch, mal tief heraus. Der Oratorienchor des Musikvereins Arnsberg probt im Foyer des Mariengymnasiums für die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann-Sebastian Bach am 11. Dezember in der Abtei Königsmünster. So klingt die Adventszeit.

Chöre prägen die Vorweihnachtszeit – mit Kirchenkonzerten, Auftritten auf Weihnachtsmärkten oder in sozialen Einrichtungen. Das Oratorium aber ist die Königsklasse der adventlichen Chormusik. „Das ist immer wieder schön“, sagt Maria Buchner. Sie singt seit 1969 im Oratorienchor und ist heute die Vorsitzende. Auch Kassierer Christoph Michel freut sich schon auf die Aufführung, obwohl das Oratorium bereits zum festen Repertoire des Chores gehört. „Jede Aufführung ist aber anders“, sagt er. Immer wieder wechseln die ausgewählten Kantaten (diesmal sind es die ersten drei der insgesamt sechs), so dass jedes Konzert seine eigene Dynamik hat.

Zu spüren ist sie bereits bei den Proben. Hier wird an Stellschrauben gedreht. „Die meisten haben es drauf!“, sagt Chorleiter und Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar.Er leistet bei den Proben viel Detailarbeit, hört und korrigiert einzelne Stimmen oder wirkt auf das Ganze ein. „Es wirkt nur, wenn ihr aus einem Munde singt und euch zurücknehmt, um dem anderen Platz zu machen“, sagt er.

Der Oratorienchor hat derzeit 43 aktive Sängerinnen und Sänger. Einmal die Woche wird geprobt, jetzt im Vorfeld des Oratoriums steht auch samstags eine gemeinsame Probe mit dem Projektchor des Kirchenkreises Arnsberg auf dem Programm. In Königsmünster ebenfalls beteiligt sind der Kinder- und Jugendchor VokalTotal Arnsberg, der Südwestfälische Kammerchor sowie Solisten und die Trompeten und Posaunen der Camerata Instrumentale Siegen. Auf die freut sich Maria Buchner besonders. „Die Bläser sind ein Traum!“, sagt sie.

Damit alles passt, muss bei den Proben aufmerksam gearbeitet werden. Gerd Weimar leitet den Chor fordernd, lobend und auch mit flotten Sprüchen. „Jetzt kommt die Joe-Cocker-Stelle“, sagt er, „jetzt muss es knarren“. Und singt die Passage „mit herrlichen Chören“ im Cocker-Tonfall. Auf das legendäre Schwanken der verstorbenen Rock-Röhre verzichtet er. Für gute Laune sorgt er mit solchen Mitteln dennoch.

Gerd Weimar erzählt viel bei der Probe, erklärt und erläutert. „Die Sängerinnen und Sänger brauchen technische Hilfe“, sagt der Chorleiter. Beim Weihnachtsoratorium spricht er von einem anspruchsvollen Stück, einem „musikalischen Viertausender“.

Noch ein paar Anweisungen, ein paar Tipps zur richtigen Atmung bei den Glissando-Passagen, in denen die Stimmen quasi atemlos über die Tonleiter gleiten. Und plötzlich sagt er „Jetzt alle“. Ein Ruck geht durch die kreisförmig um ihn aufgestellten Stuhlreihen. Rücken gerade, aufrechter Sitz und dann alle zusammen „Ehre sei Gott in der Höh’“. Das Foyer des Gymnasiums wird von sattem Klang erfüllt. Gerd Weimar ist zufrieden: „Leute, das war sehr gut!“ In Meschede soll es noch besser werden, denn dann werden über 100 Sängerinnen und Sänger aus den verschiedenen Chören zur Aufführung beitragen. „Auch die Grundschulkinder singen alle Choräle mit“, freut sich Gerd Weimar.

Die Vorfreude ist dem Oratorienchor anzumerken. Die Aufführung in Königsmünster ist der Höhepunkt der Adventszeit. Auf Weihnachtsmarkt-Tourneen verzichtet der Chor, lieber werden wenige Höhepunkte im Jahr gesetzt.

Ansonsten ein ganz normaler Chor. Am Ende der Probe wird gefeiert. Zwei Geburtstagskinder erhalten ein Röschen und ein Ständchen. „Viel Glück und viel Segen“ als Kanon. Ein Klassiker in so ziemlich allen Chören. Eine leichte Übung, aber auch ziemlich gut.

 

Das Weihnachtsoratorium von Johann-Sebastian Bach wird am 11. Dezember um 19 Uhr in der Abtei Königsmünster aufgeführt.

Mitwirkende sind der Oratorienchor des Musikvereins Arnsberg, der Projektchor des Kirchenkreises Arnsberg, der Kinder- und Jugendchor VokalTotal, die Camerata Instrumentale Siegen sowie Cosima Henseler (Sopran), Anne-Kristin Zschunke (Alt), Wolfgang Klose (Tenor) und Sebastian Klein (Bass).

Die musikalische Leitung der Aufführung hat Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar.

Ein kompaktes Familienkonzert mit erläuternder Erzählung beginnt um 16.30 Uhr (Dauer 45 Minuten), die große Abendaufführung um 19 Uhr (90 Minuten.)

Eintrittskarten kosten 8 Euro im Familienkonzert und 25 Euro bei der Abendaufführung (ermäßigter Preis: 10 Euro). Karten-Vorverkauf im CAB-Bücherstudio Arnsberg, in der Abtei Königsmünster und zudem bei den Chormitgliedern.

Martin Haselhorst
Westfalenpost, 03.12.2016