Zu einem nahezu ausverkauften, weihnachtlich festlichen Konzert mit Werken Johann Sebastian Bachs hatten am 3. Advent die Stiftung Kirchenmusik im Sauerland zusammen mit dem Projektchor des Kirchenkreises Soest-Arnsberg und dem Oratorienchor Arnsberg in die Abtei Königsmünster in Meschede eingeladen. Als Orchester war die Camerata Instrumentale Siegen engagiert worden. Die ursprünglich verpflichtete Sopranistin Manja Stephan war nach der Generalprobe tags vorher erkrankt und musste kurzfristig ersetzt werden. Spontan übernahmen die beiden Projektchorsängerinnen Anna Schauerte und Katharina Loot die Sopran-Partien. Tiina Zahn (Alt), Joachim Streckfuss (Tenor) und Dominic Große (Bass) übernahmen wie vorgesehen die übrigen Solo- und Solistenensemble-Partien. Die Gesamtleitung des Konzertes lag in den Händen von Kirchenmusikdirektor Gerd Weimar. Auf dem Programm standen die erste Kantate des Weihnachtsoratoriums, die Orchestersuite
h-Moll und das Magnificat von Johann Sebastian Bach.
Die Camerata Instrumentale Siegen war an diesem Abend in bester Spiellaune, die Continuo-Gruppe unter der bewährten Führung von Angelika Ritt-Appelhans an der Orgel eine absolut zuverlässige Bank! Ein großes Kompliment allen Solistinnen und Solisten, besonders den beiden Chorsängerinnen Anna Schauerte und Katharina Loot, die sich ohne Anlauf problemlos in das Solistenensemble einfügen konnten.
Nachdem Gerd Weimar die Konzertmeisterin und die anderen Mitwirkenden begrüßt hatte, hob er die Arme zum Auftakt und das Konzert begann. Strahlend und frisch zog der erste Chor der ersten Kantate des Weihnachtsoratoriums die Zuhörer in seinen Bann.
Nach einer kurzen, unerwarteten Unterbrechung – Applaus des Publikums – konnte Joachim Streckfuss (Evangelist) den Anfang der Weihnachtsgeschichte nach Lukas sauber, klar und hervorragend verständlich rezitieren.
Tiina Zahn gestaltete das Alt-Rezitativ und die sich anschließende Arie “Bereite dich, Zion“ souverän und angenehm gelassen mit ihrem warmen und runden Alt-Timbre.
Wie schon im Eingangschor präsentierten sich Orchester und Chor bei guter Textverständlichkeit auch im Choral „Wie soll ich dich empfangen“ als bestens aufeinander abgestimmte Klangkörper.
Das Rezitativ „Wer will die Liebe recht erhöhn“ des Basses Dominic Große in Verbindung mit dem Choral des Alts (Tiina Zahn) „Er ist auf Erden kommen arm“ war ein wunderschön gesungener und von Oboen und Continuo sanft begleiteter Dialog in welchem der Bass in freiem Text die Aussagen der Choralzeilen des Alts deutet und auf die Menschwerdung Jesu bezieht.
Mit zupackendem Schwung ging es in die Bass-Arie „Großer Herr und starker König“. Der Bass und die Solo-Trompete, begleitet von den Streichern und einer Flöte, konzertierten miteinander und gestalteten ein mitreißend virtuoses Duett.
Ein Höhepunkt an klanglicher Ausgewogenheit war der Schlusschoral dieser Kantate „Ach mein herzliebes Jesulein!“ – in Chor, Streichern und Holzbläsern der warme, zarte Choralsatz der in den kurzen Zwischenspielen von Pauken und Trompeten mit himmlischem Glanz versehen wird.
Die Orchestersuite h-Moll wurde von der Konzertmeisterin der Camerata Instrumentale geleitet. Neben den Streichinstrumenten ist in dieser Suite lediglich die Traversflöte als Blasinstrument besetzt. Mischa Schwertfeger, Flötist der Camerata, übernahm den Part lebendig und höchst virtuos auf seinem wunderschönen Instrument. Mit großem und bewunderndem Applaus dankte das Publikum spontan nach dem letzten Satz, der berühmten Badinerie!
Zu den für Chöre anspruchsvollsten Stücken der Oratorienliteratur zählt zweifellos das Magnificat von Johann Sebastian Bach. Chor, Solisten und Orchester unter der Leitung Gerd Weimars gelang eine wunderbare und beglückend auf Weihnachten einstimmende Aufführung. Sehr schön, dass die eher selten zu hörenden vier Einlagesätze der ersten Es-Dur-Fassung für diese Aufführung in der Weihnachtszeit mitgesungen wurden.
Vom ersten Takt an sprang die Freude der Gott lobpreisenden Maria auf die Zuhörer über. Und freudig stimmte der Chor am Ende der strahlenden Orchestereinleitung in den jubelnden Lobgesang „Magnificat anima mea Dominum“ mit ein.
Nachdem der Chor unbegleitet den ersten Einlagesatz „Vom Himmel hoch da komm ich her“ gesungen hatte, wurde das Duett „Quia respexit“ zwischen Oboe und Sopran (A. Schauerte) innig und zart musiziert. Der Anschluss in das unvermittelt anschließende „Omnes generationes“ klappte absolut problemlos – pünktlich setzten alle beherzt ein!
Das „Quia fecit mihi magna“ gelang, bei aller Virtuosität der schnellen Bewegungen des Basses, zu einem schönen, ruhigen Moment.
Der folgende, zweite Einlagesatz „Freut euch und jubiliert“ wurde solistisch besetzt von Anna Schauerte, Katharina Loot, Tiina Zahn und Joachim Streckfuss gesungen.
Überzeugend und in seiner Rhythmik sehr zupackend wurde das „Fecit potentiam“ musiziert ohne die jeweils solistischen Chorstimmen mit den instrumentalen Akkordeinwürfen zuzudecken. Sehr sauber und beindruckend war der Schluss dieses Satzes mit der „superbos“- und sich anschließenden „mente cordis“-Akkordfolge.
Wunderschön zart und warm gelang das intonatorisch heikle Terzett „Suscepit Israel“. Es wurde von den Solistinnen gesungen. Auch hier die allerhöchsten Komplimente für die extrem kurzfristig eingesprungenen Chorsängerinnen Anna Schauerte und Katharina Loot, die mit Tiina Zahn wunderbar harmonierten! Und unnachahmlich schön war der von der Oboe zart und innig aber schlicht dazu eingespielte alte Magnificat-Cantus – wundervoll und berührend!
Im jubelndem Klang des „Sicut erat in principio“ endete ein wunderbarer Abend mit Musik von Johann Sebastian Bach, für den das Publikum mit stehendem Applaus dankte.
Martin Stegmann